Zahnersatz im Ausland (5)

179 Wie ging es denn nun weiter, werde ich immer wieder gefragt. Wie ist das, wenn man ein Zahnimplantat eingesetzt bekommt? Hat man große Schmerzen? Wann kann man wieder essen, und für manche noch wichtiger: Wann kann man den endlich wieder etwas trinken? Aber alles schön der Reihe nach.
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Mein „lustigstes“ Erlebnis war, dass der Parkplatz für mein Auto auf dem Hamburger Flughafen ebenso teuer war, ja, sogar teuerer als das Pensionszimmer mit Frühstück in Ungarn.Dazu bitte auch den Artikel über die Familie Delfauro lesen. Nun hat nicht jeder den gleichen Humor wie ich und manche schimpfen über die horrenden Parkgebühren in Deutschland.

Schließlich aber konnte ich ja nicht monatelang zahnlos herumlaufen, deshalb bekam ich zunächst provisorischen Zahnersatz, der mir beim Kauen der Nahrung behilflich sein sollte. Das war auch weiter kein großes Problem, denn er passte sehr kunstvoll in die Mundhöhle und macht zumindest das Zerkleinern normaler Speisen ohne große Schwierigkeiten mit. Beim Naschen von Nüssen und anderen harten Nährmitteln fing er allerdings zickig zu kneifen an, besonders wenn die Nussteilchen zwischen Zahnfleisch und Prothese gerieten. Ich tröstete mich damit, dass dies alles nicht endgültig wäre und eines Tages würde ich wieder Nüsse essen wie ein Eichhörnchen.
Nach einigen Wochen war der Kiefer soweit verheilt, dass ich mich wieder nach Mosonmagyarovar auf den Weg machte und alles wie gehabt: Mitten in der Nacht aufstehen, bis 5 Uhr 30 in Hamburg sein, 6 Uhr 30 Abflug nach Wien und schließlich wartete pünktlich um kurz vor 8 in Schwechat einer vom G-Team-Dent um mich abzuholen und in die Fecsker Straße nr 2. zu bringen. Gleich nebenan hatte ich diesmal ein Zimmer in einer Pension bei dem „Aondreasch“, schön geheizt mit TV und Superduschbad für 26 Euromark mit Frühstück. Apropos Frühstück: An diesem Tisch war Europa vereingt, von Norwegen bis in die Schweiz, von Frankreich, England, Niederlande bis Österreich, eine lustige Gesellschaft, je nach Stand der Zahnbehandlung mit mehr oder weniger gesundem Appetit.
Tja, bei der Zahnbehandlung bekam ich dann den ersten Dämpfer: In meinem Oberkieferknochen schien zu wenig Platz zu sein, um dort Implantate unterzubringen. Ich würde mich wohl mit zwei Teleskopkronen und einer Vollprothese bescheiden müssen. Im Unterkiefer aber wäre kein Hindernis in Sicht und die zwei notwendigen Titanstifte sollten gleich am nächsten Tag gesetzt werden. Na, da war ich aber gespannt, wie das wohl abgehen würde. Vom Knochenaufbau und Knochenimplantation wegen zu wenig Platz im Unterkiefer, der noch einem dänischen Zahnarzt unerlässlich erschien, war keine Rede.
Schließlich kam, was kommen musste und der Kieferchirurg, der extra solche Sachen macht, – er hatte mir übrigens auch die Zahnstümpfe ausgegraben, – hatte einen kleinen, aber sehr beeindruckenden „Bauchladen“ neben dem Stuhl aufgebaut. Dort lagen fein säuberlich aufgereiht Bohrer in allen Stärken, kleine Metallteile, die ich nicht kannte, einige Arten von Gewindeschneidern oder sowas, es müssen an die hundert Einzeltücke gewesen sein, und allerhand andere Instrumente, von denen ich keine Ahnung habe. Ich fragte ihn dann, ob er auch Schlosser gelernt habe, denn die verschiedenen Bohrergrößen
seien doch sicher zum Vorbohren, Nachbohren und Gewinde schneiden. Er blickte erstaunt auf und meinte, Mechaniker habe er nicht gelernt, aber im Prinzip müsse auch ein Zahnarzt oder Chirurg handwerkliche Fähigkeiten besitzen, wenn er denn im Beruf erfolgreich sein wolle.
Nun bekam ich Spritzen um den Schmerz auszuschalten und dann ging es los. Zuerst wurde mein Gesicht zugedeckt, wie bei einer Operation, dann wurde der Kieferknochen vom Zahnfleisch freigelegt und nach einem kurzen Blick auf die Röntgenaufnahme begann das Bohren in den Unterkiefer. Es ist nicht unangenehmer als eine Wurzelfüllung und ich bin heute noch der Meinung, das Herausziehen eines Zahnstumpfes ist weitaus schmerzhafter als das Bohren und Einschrauben des Sockels für ein Implantat. Ist das Titanteil mit einer kleinen Ratsche im Kiefer eingeschraubt, wird das Zahnfleisch darüber zugenäht und die Kunstwurzel kann im Knochen einheilen.
Andrea, die deutsch sprechende Kontaktfrau der Praxis hatte mir versprochen, ich werde noch vor meiner Heimreise Hirschkeule mit Preisselbeeren essen können und auch sonst ohne große Probleme alles köstliche aus Küche und Keller verzehren dürfen. Na, ja, Andrea, ganz hat es ja nicht gestimmt, aber schon nach zwei Tagen hatte ich überhaupt keine großen Probleme mehr beim Essen und verstehen konnte man mich auch wieder. Der Mensch gewöhnt sich eben an (fast) alles.

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