Der gute alte (eiserne) Kanzler Bismarck. Ihm verdanken wir die Rentenversicherung. Aber er hatte nicht nur einen Hintergedanken dabei, wäre es nach ihm gegangen, würden die Rentenkassen heute noch prall gefüllt sein.
Bismarck hatte die Rente erst ab 70 vorgesehen und zwar deshalb, weil in der damaligen Zeit die arbeitende Bevölkerung kaum Chancen hatte, dieses Alter zu erreichen. Deshalb war zu Bismarcks Zeiten auch die Kasse immer gut gefüllt und die Beiträge denkbar niedrig. Wie kam es zu dem Niedergang?
Der erste und größte Fehler wurde unter der Andenauer Regierung gemacht, der sogenannte Generationenvertrag. Die jeweils arbeitende Bevölkerung sollte das Einkommen der Rentner sichern. Damit war der Grundstein zu Fehlentwicklungen gelegt. – Es begann damit, dass es aus der Mode kam, 4, 5 oder gar mehr Kinder zu bekommen. Man wollte sich was leisten und so waren 2 oder nur 1 Kind bald die Regel. Wer 3 Kinder hatte, der wurde als kinderreich eingestuft und bekam den sogenannten „Karnickelschein“ zur Verbilligung von Bahnfahrten. Seinerzeit wurde der sogenannte Pillenknick in Schulen und Lehranstalten diskutiert. Was der für die spätere Rente ausmachen sollte, erahnten damals nur ganz weitsichtige Politiker, die aber dünn gesät waren.
Dann „entsorgte“ die Großindustrie alle Arbeiter über 50 in den Frühruhestand und belastete damit die Rentenkasse ungemein. Auch hier hätte schon gegengesteuert werden sollen, aber seitens der Regierenden war man froh, dass man damit einige Arbeitslose verstecken konnte. Das ist heute noch gängige Praxis, obwohl doch Müntefehring die Leute bis 67 arbeiten lassen will, also typischer Regierungszynismus. Schließlich kamen die Spätaussiedler, die nicht in die Kassen gezahlt hatten, aber gesetzlichen Rentenanspruch hatten. Auch sie rissen ein Loch in die Kasse der Versicherungen. Man leistete sich auch in Deutschland lange zwei Rentenversicherungen, eine für Angestellte und eine für Arbeiter mit mehreren riesigen Verwaltungswasserköpfen.
Neben der immer größer werdenden Arbeitslosigkeit kam schließlich die Wiedervereinigung mit dem Anspruch von Millionen neuer Rentner und die Altersstruktur der Bevölkerung und brachten die Rentenversicherung endgültig an den Tropf des Steuerzahlers. Dort wird sie auch nicht mehr wegzudenken sein.
Eine Versicherung im Sinne von Prämie einzahlen und im Versicherungsfall Unterstützung zu bekommen, ist es schon lange nicht mehr. Es ist eher als Steuer zu betrachten. Wenn du also als IchAG die Möglichkeit hast, aus dieser „Versichrung“ auszusteigen, dann nutze diese Gelegenheit. Erkundige dich lieber beim Verbraucherschutz oder anderen neutralen Organisationen nach einer Alternative. Da kann man an dieser Stelle keinen Rat geben, weil der Gesetzgeber gegenwärtig wie ein Lämmerschwanz reagiert: Es geht immer hin und her.
Wenn Kammern oder Verbände dir eine Altersvorsorge vorschlagen, dann ist Misstrauen angesagt. Es muss nicht unbedingt etwas Schlechtes sein, was man dir anbietet, aber wenn es etwas Gutes ist, wissen die Verbraucherschützer es auch und werden dich drauf hinweisen. Du solltest dir diese Geschichte auch noch durchlesen: Sanierung der Rentenkassen
Hier ein Nachtrag vom Februar 2006: Die „Sanierung“ der Rentenkassen schreitet weiter voran. Nun ist es der Regierung eingefallen, die Renten zu besteuern. Da mag mancher sagen: Nun, ja, wer viel Rente bekommt, der soll auch ruhig ein wenig Steuern zahlen.Soweit ist alles nachzuvollziehen, aber: Die Einzahlungen auf das Rentenkonto wurden bei allen jetzigen Rentnern, die in Industrie, Handel und Gewerbe gearbeitet haben, von schon einmal versteuertem Einkommen zwangsweise vorgenommen worden. Anders ist es bei Pansionären des Staates, also der Beamten. Es bleibt also alles beim Alten: Außer neuen Abgaben fällt unseren Regierenden nichts ein. Da scheint es auch keine Rolle zu spielen, dass man schon einmal abkassiert hat.
Nachtrag 2012Nachdem nun seit einigen Jahren die private Vorsorge propagiert wurde, kristallisiert sich heraus, dass man damit die Versorgung im Alter noch weniger in den Griff bekommt. Die einzigen Profiteuere sind skrupellose Versicherungskonzerne. Außerdem haben grade jene einkommensschwache Kreise, die diese Renten notwendig hätten, zu wenig Geld zum Leben und Sparen übrig. Mit ihrem wenigen Geld müssen sie also die Provisionen und Verwaltungsgebühren der Versicherer zahlen und bei Kündigung während der Laufzeit ihrer Verträge noch einmal kräftig draufzahlen. Nicht nur die bedürftigsten unter der arbeitenden Bevölkerung zockt man ab, mit dem Zuschuss, den es vom Staat gibt, haben die Profiteure der Konzerne auch noch die Steuerzahler angezapft. Wie sagt man so schön: Außer Spesen nichts gewesen.