Verschmutzungen aus Urin haben neben dem hässlichen Aussehen noch eine weitere unangenehme Eigenschaft: Wenn sie feucht werden, können sie wieder „anrüchig “ werden. Was also ist zu tun? Hin und wieder wir dazu geraten, den Fleck mit hellem Essig auszuwaschen. Davor möchte ich warnen. Ein wenig Chemie gefällig? Aber Urin ist nicht unser Ruin.
Der Harn, wie man den Urin auch nennt, ist fast bei allen Säugetieren ähnlich geartet. Das heißt: Es ist auf jeden Fall eine saure Flüssigkeit. Warum sollte man nun Säure(Essig) mit Säure(Harn) bekämpfen können. Man bekämpt allenfalls den Harngeruch und tauscht den gegen Essiggeruch ein, jedenfalls für eine Weile. Schon aus dem Chemieunterricht wissen wir, dass sich Säurem mit Laugen neutralisieren lassen. Beim Harn ist es nicht so ohne weiteres möglich, denn meisten kommt man zu dem Malör, wenn es schon länger passiert ist. Da ist es dann egal, ob ihr Hündchen oder das Baby während ihrer Abwesenheit auf den Teppich gemacht hat.
Kommt ihnen dies Gesicht bekannt vor?
Während frischer Urin ganz leicht nach Ammoniak „duftet“, bildet er sobald er den Körper verlassen hat einen guten Nährboden für Bakterien. Die Körperwärme bereitet eine absolut ideale Fortpflanzugsumgebung für Bakterien, die sich im Sekundentakt durch Zellteilung vermehren und wiederum bei der Zersetzung des Harns alle erdenklichen Gerüche erzeugen können. Ist die Feuchtigkeit einmal ganz getrocknet, darf man aber nicht sicher sein, dass es mit dem Geruch vorbei ist, denn die zurückbleibenden Salze werden mit zufällig anfallender Feuchtigkeit wieder Wasser aufnehmen und der ganze Prozess beginnt von vorn. Das kann durch Luftfeuchtigkeit im Sommer oder beim Schwitzen auf einer Matratze, einem Bettlaken passieren. Falls nun die neutralen Reinigungsmittel absolut kein befriedigendes Ergebnis bringen, sollte man sich an die moderne Klärwerkswirtschaft erinnern. Hier werden bestimmte Bakterien eingesetzt, um aus dem Abwasser fast wieder Trinkwasser zu machen. Die Bakterien als Einzeller können aber den „Dreck“ nicht einfach so auffressen, sie erzeugen die sogenannten Enzyme, mit deren Hilfe das Bakterium seine Nahrung durch seine Zellwand aufnehmen kann.
Bild: Richtig, es ist Manneken Pis aus Brüssel
Enzyme wird inzwischen jede Hausfrau einmal irgendwo gelesen haben. Nicht wahr, manche Waschmittelhersteller prahlen auf ihren Packungen damit, dass ihr Mittel Enzyme enthält. Diese sollten sie beim Wort nehmen; zum einen ist es günstiger, eine Packung Waschmittel zu kaufen, wenn man das entsprechende Mittel nicht schon im Haus hat, zum anderen weiß man meistens nicht, wohin mit dem ganzen Rest des Spezialmittels, das im Fachhandel gekauft werden kann .
Also: Die größte Wirkung erziehlt man mit warmen Wasser und dem Enzym-Waschmittel, in dem sich die Einzeller gut vermehren können. Der gelöste Urin bildet dann die Nahrung für die „Saubermach-“ Bakterien. Ist die Nahrungsquelle (Urin und Harnstoff) beseitigt, will sagen aufgefressen, vermehren sich auch die Einzeller nicht weiter: Das Problem ist gelöst. Ist allerdings, ein Kopfkissen, eine Matratze oder Autopolster völlig mit Urin durchdrungen, dann gibt es eher wenig Hoffnung. Die kleine Möglichkeit, die dann noch Wirkung zeigen könnte ist: Die oben erwähnte Enzym-Lauge großzügig auf das textile Werkstück verteilen und mit einem Wassersauger absaugen. Eventuell alles mehrfach wiederholen. Denken Sie dran: Urin ist nicht unser Ruin.