Zahnersatz im Ausland. (2)

Warum gerade Ungarn? Es ist doch auch in Polen, Tschechien sehr günstig, zum Zahnarzt zu gehen oder allgemein, Zahnersatz zu besorgen.
Vielleicht liegt es am Nibelungenlied, oder an dem Film: Ich denke oft an Piroschka, oder liegt es an der gemeinsamen Geschichte von Österreich – Ungarn oder auch an den vielen Berührungspunkten der deutsch-ungarischen Geschichte, zuletzt bei der „eigenmächtigen“ Öffnung des eisernen Vorhanges durch die Ungarn, die damit der Einigung Deutschlands und Europas den größten denkbaren Gefallen getan haben.

Es gibt da auch ein deutsches Volkslied. Hier mal der erste Vers:

  • Dort drunt im schönen Ungarland ,
  • wohl an dem blauen Donaustrand
  • da liegt das Land Magyar. Da liegt das Land Magyar!
  • Als junger Bursch da zog ich aus,
  • ließ weder Weib noch Kind zu Haus
  • als Blankenstein Husar,
  • als Blankenstein Husar!
  • Hei! Dunja,dunja, dunja tissa bas ma de rem trem cordia tätärä, tätäratätärä , tätära
  • als Blankenstein Husar.Man erkennt schon eine gewisse Affinität zwischen Deutschen und Ungarn. Ich weiß nicht, ob es den Ungarn ähnlich geht.Nachdem ich also von den Kassenzahnärzten in Deutschland etwas zweitklassig behandelt worden war, – oder mich wenigstens so behandelt fühlte, beschloss ich, in Ungarn mein Zahn- Glück zu versuchen. Der Flug mit Air-Berlin von Hamburg nach Wien kostete ganze 139 Euro (hin und zurück) und von Wien-Schwechart sollte ich abgeholt werden.
    Pünktlich um halb sieben war ich in Hamburg Fuhlsbüttel und hatte ein wenig schlechtes Gewissen, denn mein Auto stand im Parkhaus II für 16 Euro pro Nacht. pro Woche also 112 Euro.
    Flughafen Hamburg
    Hier das neue „Zahnarztwartezimmer“ Gate 18 im Flughafen Fuhlsbüttel.
    Der Flug nach Wien steht kurz bevor.
    Verstohlen schaue ich mir die Leute an. Ob da wohl einige dabei sind, die nur in Wien landen wollen, um nach Ungarn weiter zu fahren? Vom Alter her könnte es schon sein, aber was bedeutet schon vom Alter her. Zahnersatz müssen immer mehr auch junge Leute bekommen. Einerseits durch Unfälle, aber auch durch den erhöhten Zuckerverzehr.
    So stieg ich dort ins Flugzeug und landete nach etwas mehr als einer Stunde in Wien-Schwechat. Dort angekommen fing für mich das Leben eines Privatpatienten an. Es begann damit, dass inmitten der Hunderten von Reisenden ein Mann ein Schild mit meinem Namen in die Höhe hielt: „Herr Master of Desaster bitte!“
    Da kann ja nicht viel schief gehen dachte ich und ging auf den Schlidträger zu.
    Das also war mein Blankenstein Husar aus dem Volkslied, der den seltsam deutsch klingenden Nachnamen Leber sein eigen nannte. Nach „Hallo, wie geht`s? und Guten Flug gehabt? gingen wir zu seinem Auto und so wurde ich nach Mosonmagyarovar gefahren, erster Klasse, direkt in mein Hotel (25 Euro pro Nacht mit Fr.)
    Ich war ja nun sehr früh am Morgen von Hamburg geflogen und daher hatte ich am gleichen Tag auch noch einen ersten Zahnarzttermin. Darauf war ich besonders gespannt, denn es kursierten wilde Gerüchte über Hygiene und Gepflogenheiten der ausländischen Zahnärzte, besonders auf den Internetseiten der inländischen Konkurrenz. Auch einige Seiten aus der Schweiz von den dortigen Dentisten verbreiteten Angst und Schrecken unter den Patienten.So sollen laut schweizer Statistik hunderte von Gebissen Jahr für Jahr total zerstört werden,- von ausländischen Ärzten, – von den schweizer Zahnärzten kein Einziges und das seit Jahr und Tag. An dieser „Warheit“ sieht man schon, auf wessen Mist diese Weisheit gewachsen ist. – Auch auf deutschen Internetseiten brodelt die Gerüchteküche, die Kassenzahnärztliche Vereinigung lässt grüßen!
    Im Grunde meines Herzens bin ich ein Zahnarztfeigling, das muss ich zu meiner Schande gestehen und so blickte ich dem Termin bei einem völlig fremden Menschen, dessen Sprache ich vielleicht nicht einmal verstand, mit eher sehr gemischten Gefühlen entgegen. Das Problem mit dem Auffinden der Praxis wurde elegant durch einen Fahrdienst des Zahnarztes gelöst. – Und nun saß ich auf einem Ledersofa im „Wartezimmer“.
    Frau Preier bringt einen Kaffee
    Das Bild hier ist nicht besonders deutlich, zugegeben; was aber deutlich zu sehen ist, ist der Unterschied. Hier wird man als Privatpatient mit einer Tasse Kaffee begrüßt und die Frau Andrea Preier spricht perfekt deutsch mit einem lustigen ungarischen Akzent.
    Dann lernte ich auch meine Zahnärztin kennen, jawohl, eine Ärztin, Frau Erika Porowic. Im Stillen dachte ich mir: Wenn man nicht weiß, dass sie Zahnärztin ist, dann könnte man sie glatt auf der Straße oder im Cafe irgendwo anbaggern. – Spaß beiseite, jetzt begann das Geschäft. Die Erika besah sich das mitgebrachte Panoramaröntgenbild und sprach dann viele viele Sätze mit den anderen beiden anwesenden Damen. Ich verstand nichts und war schon abwehrbereit, jeden Vorschlag zu widersprechen, weil man mir zu Hause gesagt hatte: Die machen dir die Implantate rein, dann kannst du zahlen, bekommst einen Klapps auf den Hintern und kannst wieder nach Hause. Kein Mensch kümmert sich darum, ob die Dinger auch einwachsen.
    Zu meiner Überraschung konnte auch Frau Dr. Barkovic mehr deutsche Worte als guten Tag und wie geht es Ihnen. Sie erklärte mir, dass man bei sovielen entzündeten Zahnwurzeln nicht ohne Umstände implantieren könne, weil ihre Praxis 5 Jahre Garantie gäbe und diese würde nicht eingehalten werden können.
    – Genau das aber hatte mir in Deutschland auch ein Gutachter gesagt: Ein seriöser Zahnarzt würde mindestens 3 bis 4 Monate Heilzeit nach Extraktion der entzündeten Zähne fordern, eher er weitere Schritte unternähme. Irgendwie komisch, hatte ich doch von einer Implantologin in Deutschland den Hinweis bekommen, dass das „Ganze“ innerhalb von 14 Tagen erledigt werden könne. Trifft da etwa das alte Sprichwort zu: Wer die Konkurrenz schlecht macht, taugt selber nichts.
    Das solls für heute gewesen sein. Im nächsten Kapitel beginnt der Ernst des Lebens mit dem operativen Entfernen der entzündeten Zähne.

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