Knast statt Altersheim Teil 6

Wie wir schon berichtet hatten, war der Dieter leicht gehbehindert und so konnte er nicht mehr alle Tätigkeiten in vollem Umfang verrichten, die den dreien notwendig erschienen, einen Bankraub auszuführen. Von daher war seine Rolle von Vornherein auf das Wache schieben, Schmiere stehen oder wie man es sonst nennen will, beschränkt. Dieter und Werner trauten dem Jan den größten Mut zu, weil dieser sich im Berufsleben schon mit einer ziemlich rauhen, internationalen Sippschaft hatte rumplagen müssen. Nun waren dann die Rollen klar verteilt: So geht es los mit Knast statt Altersheim Teil 6!
Der Dieter würde sich auf eine Bank setzen. Da am Zentralfriedhof auch die Straßenbahn endete, waren einige davon vorhanden. Friedhofsbesucher sind nicht immer die jüngsten und so hatte die Stadtverwaltung ein Einsehen gehabt und für Sitzgelegenheiten während des Wartens auf die nächste Bahn gesorgt.
Der Werner sollte am Eingang der Bankfiliale stehen bleiben und dem Jan, für den ja nur noch dieser Part blieb, beim Rauben den Hinweis auf Gefahr geben, sowie zufällige Kunden der Bank mit dem Hinweis auf eine interne Untersuchung den Zutritt verwehren. Soweit – sogut.
Da der Dieter und der Werner unmaskiert ihren „Job“ erledigen konnten, musste eigentlich nur der Jan eine Maskierung verwenden. In seiner Wohnung vor dem Spiegel probierte er alle möglichen Dinge aus, wie z. B. eine Pudelmütze, eine Damenstrumpfhose, eine Papiertüte mit Augenlöchern usw. Schlussendlich musste auch der Zeitpunkt des Überfalls gewählt werden. In Ermangelung einschlägiger Erfahrungen suchte man dem Problem mit Logik beizukommen. Besonders an Wochenenden war der Friedhof gut besucht und es wurden Blumen und Gestecke in den Läden am Endpunkt der Tram gekauft. Es konnte doch sein, dass dieses Geld in die nahe Filiale gebracht würde, damit die Ladenbetreiber diese Einnahmen nicht mit nach Hause nehmen mussten, wo auch immer das war. So fand man denn den Montag als aussichtsreichen Tag, es müsse aber so früh sein, dass der Geldtransportdienst diese Filiale noch nicht angefahren sei, also kurz nach Öffnung der Bank um 8 Uhr 15.
Sorry Boss, my doctor ordered me not to carry any more than 4 kilos.
Gesagt, getan. Man fuhr mit der Bahn, die Montags um 7 Uhr 35 am Friedhof ankommt und ging dann noch ein wenig spazieren, bis der gedachte Zeitpunkt erreicht war. Dann setzte sich der lahme Dieter auf die Parkbank und tat, als lese er eine Zeitung, bereit mit einer Trillerpfeife ein unverfängliches Signal zu geben. Jan fasste die Pistole in seiner Tasche und hielt in der Linken eine zusammengeknüllte Strumpfhose. Diese streifte er kurz vor der Eingangstür über und schritt forsch in den Kassenraum. Wortlos gab er dem Kassierer die eine Tüte und machte mit dem Revolver Zeichen, die der verängstigte Mensch hinter der Scheibe als Aufforderung verstehen sollte, alles Bargeld in die Tüte zu tun. Um die Sache zu beschleunigen, schlug er mit dem Knauf der Walter PP gegen die Scheibe, was den Kassierer anscheinend noch mehr erschreckte. Zitternd gab er den Plastikbeutel zurück. Immerhin hatte auch der Jan dabei soviel Angst, dass er sich in die Hose machte und nach kurzer Zeit fing es fürchterlich an zu stinken.
Jan rannte nun aus der Tür und steckte die Pistole wieder in die Hosentasche. Dann riss er mit der rechten Hand die Strumpfhose vom Kopf und zwang sich, ruhig und gelassen auszusehen. Unterwegs gab er die Tüte mit dem Geld an den Werner weiter, der diese in einem mitgebrachten Sportbeutel tat. Werner bestieg die abfahrbereite Strassenbahn und wartete in der Wohnung vom Jan auf die anderen beiden, die laut Vereinbarung erst eine Weile später kommen sollten.Noch auf dem ganzen Heimweg durch den Friedhofspark verbreitete Jan einen durchdringenden Gestank nach Kacke. Manche Friedhofsbesucher drehten sich verwundert nach dem alten Mann um, der so auffällig roch.
Als alle daheim waren, zählten sie das Geld und die Enttäuschung sass tief: Für nur 2340 Euro hatten sie sich so angestrengt. Nachdem die „Unkosten“ für Waffen und Munition abgezogen waren, hatten sie gerade genug Geld, um den nächsten Coup zu planen, denn, da waren sie sich einig, mit so wenig werde man nicht lange genug eingesperrt, um seinen Lebensabend warm, trocken und satt im Gefängnis zuzubringen.

Trotzdem hatten die 3 noch viel Glück gehabt, denn in jeder anderen Bankfiliale wäre ihr Abenteuer jezt zuende und sie hätten in einem öden Untersuchungsgefängnis auf den „krönenden“ Abschluß ihrer Laufbahn als Kapitalverbrecher warten können.
Es hätte ihnen auch so gehen können!
Sowas ungefähr schleppten sie mit sich rum:

Eine Hoffnung weniger

Die Politik macht viel Unsinn. Wenn aber einmal eine Sache gut funktioniert, dann kommt bestimmt jemand, der dieser Sache den Garaus macht. So hat die IchAG neben allen Unzulänglichkeiten über 100 000 neue Arbeitsplätzte gebracht. Sie war das einzige Instrument, das von dem Hartz IV Paket Wirkung zeigte. Musste es deshalb verschwinden? Will man unbedingt einen Sockel von 10 % Arbeitslosigkeit, um die restlichen Beschäftigten zu disziplinieren und mit Dumpinglöhnen ab finden zu können? Es sieht fast so aus.

Gleichzeitig mit der Meldung, die Bundesanstalt für Arbeit, verniedlichend auch Arbeitsagentur genannt, habe 4 Milliarden an Ausgaben gespart, kam die Meldung, dass die IchAg zum 1. 7. 2006 auslaufen würde. Es würde ein Nachfolgemodell aufgelegt, aber erst nach einer Denkpause zum 1. 8. 2006.
Hier die Meldung:
Mit den Hartz-Reformen wurden mehrere arbeitsmarktpolitische Instrumente bis zum 31.12.2005 befristet. Die Regierungsparteien haben sich im Koalitionsvertrag deshalb u. a. darauf verständigt, die politisch umstrittene Ich-AG-Förderung zu verlängern, allerdings nur noch für Zugänge bis zum 30.6.2006. Ab 1.7.2006 soll die Ich-AG mit der zweiten Gründerförderung, dem Überbrückungsgeld, zu einer einheitlichen Existenzgründerleistung zusammengeführt werden.

Letzte HoffnungBild: />So darf man sich das vorstellen, wenn den Arbeitslosen eine Hoffnung nach der anderen verbaut wird.
Schlägt man auf der Seite der IHK nach, erfährt man, dass die Zwangskammern, die ja nicht zu den Problemlösern gehören, sondern vielmehr Teil des deutschen Problems sind, bei der neuen Gesetzgebung Pate gestanden haben. Die Bundesregierung ist also wieder einmal vor den Lobbyisten eingeknickt. Hier der Text von der Zwangskammerseite der IHK Hannover:

Der DIHK fordert vor diesem Hintergrund von einer neuen Bundesregierung, die Gründungsförderung für Arbeitslose grundlegend neu zu ordnen: · Ich-AG und Überbrückungsgeld sind zu einem Förderinstrument für Arbeitslosengeld (ALG-I)-Bezieher zusammenzufassen: · Der Förderzeitraum ist auf maximal 6-12 Monate zu begrenzen. Bei längerer Förderdauer „arrangieren“ sich viele Gründer mit dem Zuschuss und verlieren den Aufbau einer eigenständig tragfähigen selbstständigen Existenz aus dem Blick. · Weiterhin soll ein auf Tragfähigkeit überprüfter Geschäftsplan Fördervoraussetzung sein. Ein aussagekräftiger Business-Plan führt dem Gründer die Chancen und Risiken seines Vorhabens klar vor Augen und bildet eine solide Basis für ein zielführendes Beratungsgespräch zum Gründungsvorhaben. · Die monatliche Förderhöhe soll sich am Arbeitslosengeld I orientieren und während der Förderdauer abnehmen. · Das Instrument soll keine Pflichtleistung mehr sein. So kann sich die Förderung stärker an den Aussichten des Geschäftsvorhabens und an den unternehmerischen Qualitäten der Gründerperson orientieren.


An anderer Stelle der gleichen Seite kann man nachlesen, dass es ungefähr 5 Jahre dauert, bis ein Unternehmen am Markt eingeführt ist. Die Zwangskammern lassen den Existenzgründern natürlich nur ein Viertel von dieser Zeit und ausserdem wollen sie mit den Geschäftsplan wohl den Gründer schon mal an die zu erwartende Bürokratiesintflut gewöhnen. Bitte oben genau lesen, die Hartz IV Empfänger wurden von der Förderung großzügig ausgeschlossen, und der Zuschuss wird nach Gutdünken der Arbeitsanstalt gewährt!

Knast statt Altersheim Teil 5

Von der Flasche Wodka war noch mehr als die Hälfte übrig. Das Wetter war aber feucht und kühl, und so musste man in der Wohnung von Jan die letzten Einzelheiten besprechen. Der Fußmarsch dorthin war nicht so einfach, denn der Dieter war leicht gehbehindert und selbst die zwei oder zweieinhalb Kilometer bereiteten ihm erhebliche Schwierigkeiten. So fängt Knast statt Altersheim 5 an.

Auftragsgemäß hatte Jan im „Zum goldenen Schellfisch“, einer dunklen Hafenspelunke nahe dem Ende jeder menschlichen Besiedlung an der Grenze zu den Rangiergleisen der Hafenbahn, Waffen für die Opa- Gang besorgt. Dabei gab es eine wesentliche Panne. Die Maschinenpistolen waren einfach zu teuer für die drei. Folglich kaufte Jan 2 unscheinbare Walter PPK vom Kaliber 7,65 mm. Die sahen nach nicht viel aus, sollten aber nach der Aussage von Fiete, dem Rumänen, auch bei vielen Polizeidiensten noch immer im Gebrauch sein. Außerdem meinte Fiete, der Vorteil der einheitlichen Munition liege doch wohl klar auf der Hand, schließlich könne man 30 kleine Geschosse leicht verstecken.

arbeitslosengeldGanz überzeugt war Jan nicht gewesen, aber es blieb ihm nichts übrig und als Spareffekt hatte er dann nur 600 Euro ausgegeben. Fiete betonte immer wieder, dass nur die Freundschaft zu Schweine-Erwin so einen günstigen Preis sich für ihn rechtfertigen würde. Was er nicht erwähnte war,  dass alle drei Pistolen verkürzte Schlagbolzen hatten. Man konnte nicht mehr damit schießen. Die MPs dagegen sollten jede 5000 Euro kosten, die Muniniton extra.

Nun saßen die 3 in der Wohnung von Jan und bewunderten ihre Ausrüstung. Mit Unterstützung des einen oder anderen Glases  Wodka legte man sich die komplette Ausrüstung zurecht: Eine Plastiktüte für das Geld, Strumpfmasken für das Gesicht, einen Sportbeutel und die geladenen Pistolen. Alles wurde sorgfältig versteckt und für den Tag X bereitgelegt. Auch die Rollen hatte man schon verteilt. Werner sollte mit Jan in die Bank und die „Auszahlung“ beantragen und Dieter mit seiner Gehbehinderung sollte draussen in der Nähe warten und aufpassen. Nach getaner Arbeit wollten alle einzeln ruhig zu Fuß nach Hause gehen, nur Dieter dürfe die Tram nehmen. Das wäre dann völlig unauffällig, man brauchte nur noch genug einsammeln, um dann eine Weile davon leben zu können. Man freute sich schon auf ein deftiges Essen, Kino oder Theater, erlesene Getränke, vielleicht ein paar neue Klamotten.

Es fehlte nur noch an einem geeigneten Objekt. Werner erinnerte sich, dass es bei einigen Banken als Service Karten gäbe, an denen jede Filiale aufgelistet sei. Da man nicht mit dem Auto jede Filiale abfahren konnte, weil man eben keins hatte, kaufte man einen Stadtplan und schaute sich so in der Gegend um. Dort fand man schließlich in der Nähe des Zentralfriedhofs eine kleine Nebenstelle, die für den Anfang, sozusagen zum Üben gerade das richtige schien.

Im Wein liege Wahrheit, meinten die Römer, Wodka haben sie wohl seinerzeit noch nicht gekannt. Aber das Risiko schien bei den Dreien potentiell mit dem Heranrücken des Tages x zu wachsen. Würden sie endlich doch klein beigeben?

Knast statt Altersheim Teil 4

Mit einer unglaublichen Fülle von Erkenntnissen war Jan aus der „Ankerwinde“ gekommen und kaum konnte er das Zusammentreffen mit den Kollegen abwarten, damit er alles brühwarm erzählen könne. Ausserdem musste er auch immer noch über Schweine-erwins Wodkageschäft nachdenken. Wenn sie nur eine Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse wollten, dann genügte ja ein ständiges ausreichendes Einkommen, wozu dann noch Bankraub? Andererseits, wenn sie nach einer eventuellen Gefängsnisstrafe wieder entlassen würden, dann stünden sie schlechter da als vorher. Deshalb musste man schon an etwas Großem arbeiten, damit eine Strafe ausreichend lang, quasi bis zum Lebensende reichen würde und damit beginnt Knast statt Altersheim 4

Die Freunde hatten ja vereinbart, dass sie sich nun entweder auf einer einsamen Stelle im Stadtpark treffen würden, oder bei Jan in der Wohnung, denn nicht jeder musste unbedingt mitbekommen, was die Opas beredeten. Beim schönen Wetter am nächsten Tag saßen sie nun im Stadtpark und genehmigten sich nach langer Zeit einen Schluck aus der geschenkten Wodkaflasche.

Jan eröffnete die Diskussion: „Der Schweine-Erwin meinte, im Knast ist es so ähnlich wie im Altersheim. Nur da bekommt man überhaupt kein Geld in die Hand, kann höchstens ein paar Cent verdienen und davon Bonbon oder Tabak kaufen.“ „Und Wodka?“ fragte Werner. „Wodka gibt es im Gefängnis nicht. Jedenfalls kann man ihn nicht kaufen. Der Erwin hat eine tolle Geschichte über selbst gebranntes Zeug erzählt, aber ganz bin ich da nicht hinter gestiegen. “ Dieter meinte: “ Du hast doch was erzählt über russischen Wodka, den wir auch schon getrunken haben.“, sagte Dieter. “ Ja“ , meinte Jan, “ das sind die Etiketten von der russischen Standard – Marke. Die kleben Erwin und seine Kumpane auf selbst gebrannten Kartoffelschnaps. Den sollen wir dann im Altersheim weiter verkaufen.“ Zweifelnd meinte der Werner: “ Ich kann mir nicht vorstellen, dass das klappt. Wir sind bei uns im Altersheim vielleicht 10 Männer, die einen Schluck vertragen würden. Von den 50 alten Frauen werden eine oder zwei auch mal Alkohol trinken. Wenn wir aber viel verkaufen wollten, müssten wir auch andere Altersheime, wie z. B. in der Rabenbergstraße abklappern. Wie sollen wir aber so viele Flaschen schleppen?“  Je länger aber der Jan über die Bedingungen im Gefängnis und über den Waffenhändler erzählte, desto mehr verwarfen sie das Wodkageschäft. Man würde einfach nicht lange genug eingesperrt werden, um in Ruhe und ohne finanzielle Knappheit alt werden zu können. Denn dass die Sache eines Tages auffliegen würde, davon waren alle überzeugt.

Nach dem zweiten oder dritten Schluck Wodka schienen ihre Pläne greifbar nahe. Es konnte doch nicht so schwer sein, in die Bank hineinzugehen, alles Bargeld zu fordern und wieder hinauszugehen. Man müsse halt nur die richtige Bewaffnung dabei haben, solche, die auch Eindruck schinden würde. Einige Male kam auch die Rede auf die Lebensbedingungen. War es wirklich mit dem Strafvollzug vergleichbar, was sie heute in Deutschland erleben mussten? Der Werner meinte aber vom Theater her zu wissen, dass es auch in der Vergangenheit oft Bestrebungen von unterpriviligierten Personen gegeben hatte, wenigstens im Winter ein warmes Quartier zu haben, indem man ins Gefängnis ging. Warum sollte diese Methode nicht auch für ein bequemes Lebensende funktionieren?

Ohne Arme

Schließlich sei es Generationen von Bank- räubern gelungen, warum grade ihnen nicht. Die einzige Hürde bestehe in der Schwie- rigkeit, wenigsten 3 Schieß- zeuge besorgen zu müssen, denn Schweine-erwin hatte angedeutet, dass eine MP wohl nicht unter 5000 Euro „unter Brüdern“ zu haben sei. Für eine Munitionierung würde fast  nochmal der gleiche Betrag fällig werden usw. usw.
Zur Zeit kamen sie sich vor wie jener armlose Bettler, der von einem gutmütigen Passanten eine alte Guitarre geschenkt bekommt, damit er sich etwas dazuverdiene.

Siehe Bild!

Nach dem dritten Wodka gestand der Werner, der früher Komparse beim Theater gewesen war, dass er 1100 Euro vor dem Sozialamt versteckt hätte, sozusagen als eiserne Reserve für Not- oder geschäftliche Glücksfälle. So ein Fall schien ja nunmer eingetreten zu sein und er wisse keinen Grund, warum er als Teilhaber nicht einspringen solle. Jan und Dieter schworen, dass er von der ersten Beute seine „Einlage“ zurückbekommen würde und so gingen alle froh und beschwingt nach Hause und die Literflasche war kaum halb leer.
Es ist doch schön, wenn man in seinem alten Beruf noch einmal so richtig in die Vollen schreiten kann. Oder wie unser Lehrherr damals immer sagte, man weiß nie, wozu man dieses oder jenes Wissen noch einmal gebraucht. Hier Hier ist die vorige Folge.

Knast statt Altersheim Teil 3

Inzwischen kamen die Knast statt Altersheim 3 „alten Kameraden“ jeden Donnerstag in Jans Wohnung in der Moltkestraße zusammen und Werner und Dieter warteten schon gespannt, was der Jan wohl über seinen Besuch in der berüchtigten Hafenkaschemme „Ankerwinde“ über die Gepflogenheiten im Gefängnis berichten würde.
Der Jan hatte vom Dieter und vom Werner je 3,50 Euro bekommen und wenn er von sich aus den gleichen Anteil dabei legte, hatte er 10, 50 Euro zum Verzehr in der Spelunke. Er hoffte inständig, dass er den „Schweine-Erwin“ treffen würde, dessen richtigen Namen er nicht kannte, aber er wusste aus seiner Werftzeit, dass dieser Mensch noch keinen Handschlag ehrliche Arbeit im Leben geleistet hatte, ähnlich wie die Großkopfeten aus der Zeitung. Wovon Schweine-erwin eigentlich lebte, konnte oder wollte niemand so genau sagen, aber ab und an ging er auf Staatskosten in „Urlaub“ und da würde er bestimmt die richtige Auskunftsquelle für den Jan und seine Freunde sein.

Kurz nach 14 Uhr war Jan in der Kneipe weil er die Schichtzeiten der Schauerleute kannte und tatsächlich war Leben und Trubel in der Bude. Es stank wie immer nach Bier, Rauch, Schweiß und Erbrochenem und in einer Ecke, die wohl schon seit 15 Jahren sein Stammplatz war, saß der Schweine-Erwin.

Jan sah, dass auch Schweine-erwin älter geworden war und sein Gesicht war gezeichnet mit tiefen Kerben und Falten. Jan konnte nicht deuten, ob es sich um Spuren von Trauer und Verbitterung handelte oder ob es Brutalität und Skrupellosigkeit, Hinterhältigkeit waren. Vielleicht war es auch ein Magengeschwür.

Der Erwin, wenn er denn so heißen sollte, erkannte Jan und als er hörte, was er wissen wollte, gab er bereitwillig Auskunft.“ Wasser und Brot als Vollnahrung gibt  es schon lange nicht mehr im Strafvollzug“, meinte Erwin, “ und je nach Laune der Anstaltsleitung kann man Zeitung lesen, Bücher ausleihen oder gar Fernsehen“. Wobei in den Anstalten oft ein Gemeinschaftsraum zum Fernsehen war und man müsse sich mit den anderen Insassen auf das Programm einigen.
Ansonsten könne bei guter Führung auch mit Freigang rechnen oder andere kleine Vergünstigungen bekommen. Ärztliche Versorgung gebe es auch,  aber halt nur „Karo Einfach“ wie heute bei den Rentnern der AOK.

Bild oben: Für den Steuereinbruch sind unfähige oder korrupte Politiker verantwortlich, aber sie dürfen, anders als „Schweine-Erwin“, unbesehen weitermachen und bekommen noch die höchsten Renten für kürzeste Beitragszeiten

Jans Unterhaltung mit Schweine-Erwin erwies sich als äußerst informativ. Er erfuhr nicht nur alles über das Leben in verschiedenen Gefängnissen, ihm wurde auch abgeraten, einen Einbruch in eine Tankstelle, Bank oder ein Kaufhaus zu begehen. Dort sei nicht viel zu holen und schließlich sei er viel zu alt, um noch solche körperlichen Anstrengungen auf sich nehmen zu können. Dann gab es noch den kostenlosen Tipp, für einen Bankraub die Waffen in der Kneipe „Zum goldenen Schellfisch“ zu besorgen. Dort solle er nach Fiete fragen, der sei zwar Rumäne, aber weil er plattdeutsch könne, würden ihn alle Fiete nennen. „Sag ihm, dass der Schweine-Erwin dich schickt. Sonst kriegst du nichts oder viel zu teuer.“ Dann würde er anständige Preise für seine Bewaffnung bekommen. „Der Fiete ist nämlich ein Schlitzohr, der bescheißt jeden.“ Außerdem sei er selbst – der Schweine-Erwin – inzwischen im Wodkageschäft. Jan möge doch im „Abschiebebahnhof“ (= Altersheim) für die „Qualitätserzeugnisse“ werben. Dafür bekomme er auch eine Literflasche gratis mit auf den Heimweg. Er würde diese „Superware“ für nur 4 Euro pro Liter verkaufen und der Jan möge doch überlegen, ob er bei diesem „Jahrhundertgeschäft“ nicht mitmachen möchte.

Mit vielen Dankeschöns nahm Jan die Flasche hochprozentigen Wodkas und eilte nach Hause. Nicht einmal das komplette Bewegungsgeld von 10,50 Euro hatte er gebraucht, denn sein Bier kostete nur 3 Euro 20 und der Schweine-Erwin hatte noch eine Runde geschmissen, wobei er auf gute Zusammenarbeit anstoßen wollte.
Das konnten doch wohl noch nicht alle Informationen sein, die man für so ein kompliziertes Vorhaben wie einen Bankraub braucht. Die Vorbereitungen waren an dem jetzigen Stand genauso schlecht, wie von einer deutschen Regierung, die einen Gesetzesentwurf einbringen will: Nicht durchdacht, aber mit Halb- oder Unwissen über Folgen und Risiken.

Hier ist der zweite Teil( der vorige) der Geschichte.

Knast statt Altersheim Teil 2

Im letzten Kapitel begann die Schilderung des Schicksals von Jan Draballa, der als Kleinrentner nun kaum noch existieren kann. Wie kam er nun dazu, eine Opa-Gang zu gründen. Das will ich hier in Knast statt Altersheim 2 erzählen. Es begann alles damit, dass er ab und an mal im Altersheim vorbeiging, wo zwei Bekannte von ihm untergebracht waren.Eigentlich war es nur ein Bekannter, der Dieter. Der war ein früherer Arbeitskollege bei einer großen Firma gewesen und lebte nun im Altersheim in der Moltke-Straße. Dort gab es fast nur alte Frauen und daher hatte der Dieter sich mit dem Werner angefreundet, der einmal am Theater als Edelkomparse ein interessantes aber wenig einträgliches Leben gefristet hatte. Die beiden waren 66 Jahre und seit zwei Jahren im Altersheim, weil die Kinder kein Platz in deren Wohnungen hatten und eine neue eigene Wohnung konnten sie sich in der Stadt mit knapp 700 Euro Rente nicht leisten. Nun hatten sie zwar Unterkunft, Verpflegung und einen fast geregelten Tagesablauf, trotzdem waren sie mit ihrer Situation nicht zufrieden. Sie mussten schließlich ihre komplette Rente dem Heim überlassen, bekamen nur 40 Euro Taschengeld und das Sozialamt schaute trotzdem immer noch nach, ob bei ihren Kindern etwas zu holen war.

Sparen bis zum KnastBei schönem Wetter saßen alle 3 im Garten des Heimes auf ein Bank und erzählten aus ihrem Leben. Dabei kamen sie schnell darauf, dass keiner mit seiner Situation zufrieden war und keiner fühlte an seinem Schicksal eine eigene Schuld.
Ihr größter Fehler war, dass sie als Kind armer Eltern geboren wurden und nach Schule und Lehre genug zu kämpfen hatten, um sich und ihre Familien über Wasser zu halten. Nun, wo sie ihre staatsbürgerliche Pflicht erfüllt hatten, schob man sie ab und ließ sie mit ihrer Langeweile allein. So beginnt Knast statt Altersheim Teil 2.
Sie konnten sich nicht einmal besaufen, denn dazu fehlte das Geld. Zu Fussball, ins Kino zu gehen, oder sonst etwas kostenpflichtiges zu unterhemen, war praktisch unmöglich. Desto öfter sie zusammenkamen und je mehr sie diskutierten schien sich herauszustellen, dass es einzig und allein an Geld fehle. Mit genügend Geld könnte man sich eine gemeinsame Wohnung nehmen, eine Putzfrau oder Köchin einstellen, vielleicht sogar essen gehen, bessere Gesundheitsvorsorge bekäme man, usw. usw.

Heute kann man nicht mehr sagen, wer als erster den Vorschlag machte, man könne doch einfach eine Bank ausrauben, denn dort liege immer genug Geld, es werde nur falsch verteilt. Zunächst wiesen aber alle 3 den Gedanken weit von sich. Dann begannen sie zu vergleichen, was denn im Gefängnis anders sei, als ihre jetzige Situation.
Man suchte sich Jan aus, der ja seit seiner Werftzeit ziemlich unbekümmert in berüchtigte Hafenkneipen gehen konnte. Er solle sich bei einem der dort verkehrenden „Knastologen“ nach den Haftbedingungen im Zentralgefängnis erkundigen. Man legte sogar 10 Euro zusammen, damit  er etwas Verzehrgeld mitnehmen konnte.  Die anderen beiden würden bis zur nächsten Woche gespannt auf seinen Bericht warten. Ausserdem wollten sie nunmehr sicher gehen, dass sie unbeobachtet seien und beschlossen, sich zukünftig in der Wohnung vom Jan am Ende der Moltkestraße zu treffen.

Was meinen Sie, kann das gut gehen? Armateure in dem Alter? Übrigens hier ist die Geschichte losgegangen!  und hier geht sie weiter!

Knast statt Altersheim Start

Hier geht`s los mit der Geschichte: Knast statt Altersheim Start.

Die Sache mit derKreuzfahrt statt Altersheim scheint doch vielen Lesern einleuchtend gewesen zu sein, vor allem natürlich unter dem Kostenaspekt. – Es gibt aber noch eine zweite Methode, von der ich soeben erfahren habe. Auch sie erscheint völlig einleuchtend, wenn man sie Punkt für Punkt durchrechnet. Man bracht dazu etwas Mut, eine gute Idee und eine Kalaschnikof, wobei es auch eine Uzzi , eine Beretta,eine Häckler & Koch oder eine andere funktionierende MP tun würde. Hier mal ganz von vorne zur Situation einiger Rentner, und diese ist nicht an den Haaren herbeigezogen, wie man unschwer in einigen Gesprächen herausbekommen kann.

Herr, nennen wir ihn mal Draballa, wurde mit 62 Jahren Rentner, nachdem er seit seimen 51 Jahr arbeitslos gemeldet war. Da wurde es nichts mehr mit der üppigen Altersruhe, denn ihm blieben noch 750 Euro, von denen er über hundert Euro Krankenkassenbeitrag blechen musste. So waren es schließlich nur noch 615 Euronen, mit denen er wirtschaften konnte. –

Die (Kalt) Miete für seine Wohnung war inzwischen auf 230 Euro gestiegen und die restlichen 385 Euro waren noch nicht etwa der Grundbetrag, von dem er leben konnte. Die Stadtwerke hatten inzwischen seine monatliche Strompauschale auf 61 Euro erhöht und wegen der gestiegenen Heizölpreise war die Heizpauschale auf 71 Euro monatlich geklettert. Schwupp war man bei 253 Euro. Nun können ja die Müllabfuhr, die Wasserwerke und der Telefonprovider nicht völlig umsonst arbeiten, aber nun endlich schienen ihm noch 185 Euro zum (Über)Leben zu bleiben.

Da war aber doch noch die Sterbegeldversicherung, seine Enkel sollten schließlich nicht durch seinen Tod arm werden, da war auch noch die GEZ, schließlich war das Fernsehen fast sein einziger Kontakt zur Umwelt, da war auch noch eine Zusatzzahnversicherung, die KV der Rentner war auch dabei nicht besonders großzügig, wie alles in Deutschland oder in der Welt, was sich in ruhigen Zeiten Versicherung schimpft, in Krisenzeiten aber als Panzerschrank ohne Öffnung entpuppt. Rechnet man noch die Zuzahlung für die Medikamente von Herrn Draballa mit ab, den monatlichen Bedarf an Toilettenartikeln usw. dann blieben alles in allem noch etwas unter 100 Euro für Nahrung und Kleidung.

Da die Rentner allgemein weiterhin mit Nullrunden, ja de fakto mit Rentenkürzung wegen Inflation und hohen Pflege- und Krankenversicherungsbeiträgen rechnen müssen, bleibt abzusehen, wann Herr Draballa entweder seine Miete nicht mehr zahlen kann oder die Heizung einsparen muss, oder halt die Ernährung gegen Null fahren sollte.

Maschinenpistolen

Ist es das, was ein Rentner heute braucht? Kalaschnikov, Beretta, Uzzi!

Jedenfalls begann unser Held zu grübeln. War das der Dank für die Schwerstarbeit auf Werften und auf dem Bau, die er oft unter Lebensgefahr für das aufstrebende Deutschland geleistet hatte? War das der Dank, dass er gegen Ende seines unfreiwillig durch eine große Pleite seiner letzten Firma abgebrochenen Erwerbslebens hunderte von – damals – D-Mark an Abzügen für Rentenversicherung gezahlt hatte? Irgendwie war er mit diesem „Dank“ nicht ganz zufrieden und sann auf Nachbesserung. Je mehr er verglich, wie jene Politiker lebten, die ihm diese ganze Misere mit ihrer Lobbyistenwirtschaft eingebrockt hatten, und jene Kumpels von früher, denen es genau wie ihm vergleichbar bescheiden ging, umso mehr kam ihm der Gedanke, dass hier eine ganze Generation den Buckel für Großkopferte hinhalten musste. Knast statt Alterheim Start.  Hier geht’s los.

Das also war Knast statt Altersheim Start. Wird fortgesetzt

Mein Auto schläft teuer…

Diese Geschichte aus 2004 hat sicher nicht nur mit unserer Regierung zutun, aber doch mit Behörden und Vorschriften in Deutschland, der Bananenrepublik in Mitteleuropa. Als ich von Hamburg nach Wien fliegen wollte, musste ich mein Auto ja irgendwo loswerden. Am Terminal 1 in Fuhlsbüttel ist auch das Parkhaus 1, also nichts wie rein da. Man fährt an den Schlagbaum, drückt auf den Ticketknopf und fährt auf einen freien Parkplatz. Soweit so gut.

Napoleon


Bild: Für die Parkgebühren meines Autos in Hamburg kann ich bei den Delfauros
übernachten, frühstücken und noch eine oder zwei Glas  ungarischen
Wein jeden Tag verzehren.

Nun liest man sich mal die Parkgebühren durch und bekommt den ersten Schreck: 18 Euro pro Tag für einen überdachten Parkplatz. Ein Irrtum? Ein Missverständnis? Nein, eine Frechheit! Da ist es kein Wunder, dass dort immer Platz zu bekommen ist, auch in der heftigsten Urlaubs- und Reisezeit

In Ungarn.

Zufällig kam ich eines Tages hungrig an einer kleinen Gaststätte gegenüber dem Thermalbad vorbei und fragte beim Verzehr eines amerikanischen Frühstücks nach den Preisen für die Übernachtung. Die freundliche Wirtin bedeutete mir, dass es 12 Euro für die Übernachtung kosten würde und 15 Euro inklusive Frühstück.  Ich bekam bereitwillig ein paar Bilder von den Appartements gezeigt und von derQualität des Frühstücks war ich ja eh schon überzeugt.

Leider geschah dies gerade am Abreisetag, sonst wäre ich wohl noch am selben Tag umgezogen. Ich hoffe, dass ich in Kürze hier einige Bilder veröffentlichen kann. Aber das Grübeln bleibt.  18 Euro pro Tag für ein Stellplatz in einer Betonwüste, 15 Euro für eine kuschelige Übernachtung in einem Appartement von gutem mitteleuropäischen Standart und dazu noch ein ausgiebiges Frühstück.  Mir will die bohrende Frage nicht aus em Kopf: Wer macht unser Leben in Deutschland so teuer?

Zahnersatz im Ausland (5)

179 Wie ging es denn nun weiter, werde ich immer wieder gefragt. Wie ist das, wenn man ein Zahnimplantat eingesetzt bekommt? Hat man große Schmerzen? Wann kann man wieder essen, und für manche noch wichtiger: Wann kann man den endlich wieder etwas trinken? Aber alles schön der Reihe nach.
Internetkaffee
Niemand braucht Heimweh zum Internet zu haben. Im Kaffe MOKKA gibt es zwei Internetanschlüsse.

Mein „lustigstes“ Erlebnis war, dass der Parkplatz für mein Auto auf dem Hamburger Flughafen ebenso teuer war, ja, sogar teuerer als das Pensionszimmer mit Frühstück in Ungarn.Dazu bitte auch den Artikel über die Familie Delfauro lesen. Nun hat nicht jeder den gleichen Humor wie ich und manche schimpfen über die horrenden Parkgebühren in Deutschland.

Schließlich aber konnte ich ja nicht monatelang zahnlos herumlaufen, deshalb bekam ich zunächst provisorischen Zahnersatz, der mir beim Kauen der Nahrung behilflich sein sollte. Das war auch weiter kein großes Problem, denn er passte sehr kunstvoll in die Mundhöhle und macht zumindest das Zerkleinern normaler Speisen ohne große Schwierigkeiten mit. Beim Naschen von Nüssen und anderen harten Nährmitteln fing er allerdings zickig zu kneifen an, besonders wenn die Nussteilchen zwischen Zahnfleisch und Prothese gerieten. Ich tröstete mich damit, dass dies alles nicht endgültig wäre und eines Tages würde ich wieder Nüsse essen wie ein Eichhörnchen.
Nach einigen Wochen war der Kiefer soweit verheilt, dass ich mich wieder nach Mosonmagyarovar auf den Weg machte und alles wie gehabt: Mitten in der Nacht aufstehen, bis 5 Uhr 30 in Hamburg sein, 6 Uhr 30 Abflug nach Wien und schließlich wartete pünktlich um kurz vor 8 in Schwechat einer vom G-Team-Dent um mich abzuholen und in die Fecsker Straße nr 2. zu bringen. Gleich nebenan hatte ich diesmal ein Zimmer in einer Pension bei dem „Aondreasch“, schön geheizt mit TV und Superduschbad für 26 Euromark mit Frühstück. Apropos Frühstück: An diesem Tisch war Europa vereingt, von Norwegen bis in die Schweiz, von Frankreich, England, Niederlande bis Österreich, eine lustige Gesellschaft, je nach Stand der Zahnbehandlung mit mehr oder weniger gesundem Appetit.
Tja, bei der Zahnbehandlung bekam ich dann den ersten Dämpfer: In meinem Oberkieferknochen schien zu wenig Platz zu sein, um dort Implantate unterzubringen. Ich würde mich wohl mit zwei Teleskopkronen und einer Vollprothese bescheiden müssen. Im Unterkiefer aber wäre kein Hindernis in Sicht und die zwei notwendigen Titanstifte sollten gleich am nächsten Tag gesetzt werden. Na, da war ich aber gespannt, wie das wohl abgehen würde. Vom Knochenaufbau und Knochenimplantation wegen zu wenig Platz im Unterkiefer, der noch einem dänischen Zahnarzt unerlässlich erschien, war keine Rede.
Schließlich kam, was kommen musste und der Kieferchirurg, der extra solche Sachen macht, – er hatte mir übrigens auch die Zahnstümpfe ausgegraben, – hatte einen kleinen, aber sehr beeindruckenden „Bauchladen“ neben dem Stuhl aufgebaut. Dort lagen fein säuberlich aufgereiht Bohrer in allen Stärken, kleine Metallteile, die ich nicht kannte, einige Arten von Gewindeschneidern oder sowas, es müssen an die hundert Einzeltücke gewesen sein, und allerhand andere Instrumente, von denen ich keine Ahnung habe. Ich fragte ihn dann, ob er auch Schlosser gelernt habe, denn die verschiedenen Bohrergrößen
seien doch sicher zum Vorbohren, Nachbohren und Gewinde schneiden. Er blickte erstaunt auf und meinte, Mechaniker habe er nicht gelernt, aber im Prinzip müsse auch ein Zahnarzt oder Chirurg handwerkliche Fähigkeiten besitzen, wenn er denn im Beruf erfolgreich sein wolle.
Nun bekam ich Spritzen um den Schmerz auszuschalten und dann ging es los. Zuerst wurde mein Gesicht zugedeckt, wie bei einer Operation, dann wurde der Kieferknochen vom Zahnfleisch freigelegt und nach einem kurzen Blick auf die Röntgenaufnahme begann das Bohren in den Unterkiefer. Es ist nicht unangenehmer als eine Wurzelfüllung und ich bin heute noch der Meinung, das Herausziehen eines Zahnstumpfes ist weitaus schmerzhafter als das Bohren und Einschrauben des Sockels für ein Implantat. Ist das Titanteil mit einer kleinen Ratsche im Kiefer eingeschraubt, wird das Zahnfleisch darüber zugenäht und die Kunstwurzel kann im Knochen einheilen.
Andrea, die deutsch sprechende Kontaktfrau der Praxis hatte mir versprochen, ich werde noch vor meiner Heimreise Hirschkeule mit Preisselbeeren essen können und auch sonst ohne große Probleme alles köstliche aus Küche und Keller verzehren dürfen. Na, ja, Andrea, ganz hat es ja nicht gestimmt, aber schon nach zwei Tagen hatte ich überhaupt keine großen Probleme mehr beim Essen und verstehen konnte man mich auch wieder. Der Mensch gewöhnt sich eben an (fast) alles.

Urin ist nicht unser Ruin

Verschmutzungen aus Urin haben neben dem hässlichen Aussehen noch eine weitere unangenehme Eigenschaft: Wenn sie feucht werden, können sie wieder „anrüchig “ werden. Was also ist zu tun? Hin und wieder wir dazu geraten, den Fleck mit hellem Essig auszuwaschen. Davor möchte ich warnen. Ein wenig Chemie gefällig? Aber Urin ist nicht unser Ruin.

Der Harn, wie man den Urin auch nennt, ist fast bei allen Säugetieren ähnlich geartet. Das heißt: Es ist auf jeden Fall eine saure Flüssigkeit. Warum sollte man nun Säure(Essig) mit Säure(Harn) bekämpfen können. Man bekämpt allenfalls den Harngeruch und tauscht den gegen Essiggeruch ein, jedenfalls für eine Weile. Schon aus dem Chemieunterricht wissen wir, dass sich Säurem mit Laugen neutralisieren lassen. Beim Harn ist es nicht so ohne weiteres möglich, denn meisten kommt man zu dem Malör, wenn es schon länger passiert ist. Da ist es dann egal, ob ihr Hündchen oder das Baby während ihrer Abwesenheit auf den Teppich gemacht hat.

Kommt ihnen dies Gesicht bekannt vor?

Während frischer Urin ganz leicht nach Ammoniak „duftet“, bildet er sobald er den Körper verlassen hat einen guten Nährboden für Bakterien. Die Körperwärme bereitet eine absolut ideale Fortpflanzugsumgebung für Bakterien, die sich im Sekundentakt durch Zellteilung vermehren und wiederum bei der Zersetzung des Harns alle erdenklichen Gerüche erzeugen können. Ist die Feuchtigkeit einmal ganz getrocknet, darf man aber nicht sicher sein, dass es mit dem Geruch vorbei ist, denn die zurückbleibenden Salze werden mit zufällig anfallender Feuchtigkeit wieder Wasser aufnehmen und der ganze Prozess beginnt von vorn. Das kann durch Luftfeuchtigkeit im Sommer oder beim Schwitzen auf einer Matratze, einem Bettlaken passieren. Falls nun die neutralen Reinigungsmittel absolut kein befriedigendes Ergebnis bringen, sollte man sich an die moderne Klärwerkswirtschaft erinnern. Hier werden bestimmte Bakterien eingesetzt, um aus dem Abwasser fast wieder Trinkwasser zu machen. Die Bakterien als Einzeller können aber den „Dreck“ nicht einfach so auffressen, sie erzeugen die sogenannten Enzyme, mit deren Hilfe das Bakterium seine Nahrung durch seine Zellwand aufnehmen kann.

Bild: Richtig, es ist Manneken Pis aus Brüssel

Enzyme wird inzwischen jede Hausfrau einmal irgendwo gelesen haben. Nicht wahr, manche Waschmittelhersteller prahlen auf ihren Packungen damit, dass ihr Mittel Enzyme enthält. Diese sollten sie beim Wort nehmen; zum einen ist es günstiger, eine Packung Waschmittel zu kaufen, wenn man das entsprechende Mittel nicht schon im Haus hat, zum anderen weiß man meistens nicht, wohin mit dem ganzen Rest des Spezialmittels, das im Fachhandel gekauft werden kann .

Also: Die größte Wirkung erziehlt man mit warmen Wasser und dem Enzym-Waschmittel, in dem sich die Einzeller gut vermehren können. Der gelöste Urin bildet dann die Nahrung für die „Saubermach-“ Bakterien. Ist die Nahrungsquelle (Urin und Harnstoff) beseitigt, will sagen aufgefressen, vermehren sich auch die Einzeller nicht weiter: Das Problem ist gelöst. Ist allerdings, ein Kopfkissen, eine Matratze oder Autopolster völlig mit Urin durchdrungen, dann gibt es eher wenig Hoffnung. Die kleine Möglichkeit, die dann noch Wirkung zeigen könnte ist: Die oben erwähnte Enzym-Lauge großzügig auf das textile Werkstück verteilen und mit einem Wassersauger absaugen. Eventuell alles mehrfach wiederholen. Denken Sie dran: Urin ist nicht unser Ruin.