Knast statt Altersheim Teil 8

Wo der Amtsschimmel wiehert...Jetzt kommt Else ins Spiel. Unsere 3 Protagonisten waren ja alle männlich und viele Leser haben schon gedacht: Sind denn keine Damen in dieser Geschichte gewesen? Doch, es waren Frauen dabei, wie im richtigen Leben auch. Der Übersicht wegen habe ich sie bisher weggelassen, im fertigen Roman werden sie aber eine wichtige Rolle spielen.
Else aber, die in Wirklichkeit Elisabeth Wilhelmine Brammser hieß, betritt jetzt die Bühne, weil unsere Helden einfach auf sie angewiesen sind. Aber alles der Reihe nach.
Den Erfolg des Bankraubes konnte man nur mit kläglich bezeichnen und nachdem die Kumpels in Zeitungen und vom Hörensagen erfuhren, dass sie nur mit Glück und Zufall vor einem Fiasko bewahrt geblieben waren, sannen sie auf andere Heldentaten. Schließlich wollten sie sich vor ihrem Lebensabend in einer Vollzugsanstalt noch einmal etwas leisten können. Viel „Bewegungsgeld“ war ja immer noch nicht vorhanden und so dachte man, es wäre mit der bestehenden Ausrüstung am ehesten möglich, ein Kaufhaus außerhalb der Stadt einen Besuch abzustatten. Man wolle nun zuerst ein geeignetes Objekt aussuchen, dann dort recherchieren, wann die Tageseinnahmen abtransportiert würden und kurz davor zuschlagen.Zunächst wurde der Werner auf den Bahnhof geschickt, um alle Papierkörbe nach Zeitungen mit Anzeigen von Aktionstagen der Kaufhäuser abzusuchen. Der Bahnhof war in der Nähe seines Altersheim und daher hatte er sich freiwillig gemeldet, denn schließlich konnte er wenigesten einige Tage der erdrückenden Langeweile des Heimes entfliehen. Mit den Zeitungen traf man sich in der Wohnung vom Jan und hatte bald 3 Objekte in die engere Wahl gezogen, die noch einer Überprüfung nach Verkehrslage und -anbindung standhalten mussten. Sie konnten sich ja kein Auto mieten oder mit dem Taxi vorfahren.

Man fand einen Baumarkt in der Nähe des Flusses, wo die Linie 81 der städtischen Verkehrsbetriebe hielt. Dort – so bekam man heraus – wurde gegen 10 Uhr vormittags die Tageseinnahmen vom Vortag abgeholt. Die Umgebung schien eine Flucht zu Fuß zu begünstigen, weil neben dem riesigen Parkplatz die mit Gestrüpp und Buschwerk bewachsene Flußaue begann. Ein idealer Ort.

Nun konnte man aber nicht maskiert im Rentnertempo über den Parkplatz ins Gebäude schlendern. Auch in der dunklen Jahreszeit war der Parkplatz immer hell erleuchtet. Was konnte man also tun. Hier hatte der Werner mit seiner Theatererfahrung die rettende Idee: Er erinnerte sich an Else, die Maskenbildnerin. Nachdem Else geschieden war und wieder am Aladin Theater anfing, hatte er sie einige Male besucht, weil er innerlich immer noch ein wenig Heimweh zur Bühne hatte. Dabei erfuhr er, dass Else mit ihren 67 Jahren immer noch arbeiten musste, weil ihr geschiedener Mann kaum Rentenanspruch erworben hatte und sie hatte nur 15 Beitragsjahre mit geringem Verdienst.

Bei seinem Besuch nach einer Generalprobe erzählte er Else, er hätte mit 2 Freunden gewettet, dass sie deren Aussehen so verändern könne, dass ihre eigenen Mütter sie nicht wiedererkennen würden. Ob sie wohl alle 3 so im Aussehen verändern könne, dass er die Wette gewönne. Else traute sich das mit ihrer langjährigen Erfahrung ohne Weiteres, so dass sie einwilligte. Sie wolle die Schminke und Zubehör jedoch nicht beim Theater stehlen, sondern auf Kosten der 3 Freunde selbst einkaufen. Dann solle die „Verwandlung“ an einem Tag stattfinden, wo keine Vorstellung oder Generalprobe sei, damit sie genügend Zeit hätte.

Jetzt konnte also das neue Abenteuer starten. Else hatte wieder einmal ein Meisterwerk abgeliefert und daher fuhren and einem Tag zur Abendbrotzeit in der Linie 81 ein hinkender Obdachloser, ein Möchtegern jugendlicher Liebhaber mit gefärbten schwarzen Haaren und ein glatzköpfiger Rucksacktourist zum Baumarkt. Diesmal sollte der Werner, der Rucksacktourist, den Hauptpart übernehmen, weil er aus seiner Theatererfahrung noch verschiedene Dialekte imitieren konnte. Das würde gut zur Verkleidung passen.

Hier soll keine Anleitung zur Beraubung von Baumärkten geschildert werden, wie man z. B. nur hinter einer Kassiererin, der man unauffällig die Pistole ins Kreuz hält, in das Geldbüro kommt, und dann gleich aber Fakt ist, dass der Werner in seinem Rucksack so viele gebündelte Euro Scheine verstauen musste, dass er kaum den Sack auf den Rücken bekam. Er schärfte dem Geschäftsführer in nachgemachten Ostblockdialekt noch ein, dass er mindestens 30 Minuten mit dem Alarm warten solle, da sein Kumpel als Scharfschütze im Cafee sitze und ihn gnadenlos erschießen würde, wenn der Alarm zu früh losgehe. Dann ging er zügig aber ohne Hast nach draußen und hinter der öffentlichen Toilette am Parkplatz verschwand er im Gebüsch des Flußufers.

Dieter, der „lahmende Obdachlose“ machte sich mit seiner Buskarte wieder zurück in die Innenstadt und auf halben Wege kam mit Tatü, Tata schon das Überfallkommando in Richtung Baumarkt. Jan, der „jugendlich – sein – wollende – Liebhaber“ stand an einer Würstchenbude auf dem Parkplatz und fühlte sich in seiner Verkleidung völlig sicher. Er hatte dieses mal keinerlei Probleme mit der Verdauung und so nahm er zwei Busse nach Dieter die Linie 81 in die Stadt hinein. Das Abenteuer war zu Ende.

 

Bild: Tja, die Rände is sischä! Aber nur für Abgeordnete und Politiker.

 

Nun seid ihr sicher gespannt, was diese Tour „eingebracht“ hat. Ich kann euch verraten, diesmal war es wirklich lohnend, 78 Geldbündel hatte der Werner im Rucksack, aber darüber später mehr. Dann erfahrt ihr auch, wie Else zum Problem werden könnte. Also schaut mal wieder herein.

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