Im letzten Kapitel begann die Schilderung des Schicksals von Jan Draballa, der als Kleinrentner nun kaum noch existieren kann. Wie kam er nun dazu, eine Opa-Gang zu gründen. Das will ich hier in Knast statt Altersheim 2 erzählen. Es begann alles damit, dass er ab und an mal im Altersheim vorbeiging, wo zwei Bekannte von ihm untergebracht waren.Eigentlich war es nur ein Bekannter, der Dieter. Der war ein früherer Arbeitskollege bei einer großen Firma gewesen und lebte nun im Altersheim in der Moltke-Straße. Dort gab es fast nur alte Frauen und daher hatte der Dieter sich mit dem Werner angefreundet, der einmal am Theater als Edelkomparse ein interessantes aber wenig einträgliches Leben gefristet hatte. Die beiden waren 66 Jahre und seit zwei Jahren im Altersheim, weil die Kinder kein Platz in deren Wohnungen hatten und eine neue eigene Wohnung konnten sie sich in der Stadt mit knapp 700 Euro Rente nicht leisten. Nun hatten sie zwar Unterkunft, Verpflegung und einen fast geregelten Tagesablauf, trotzdem waren sie mit ihrer Situation nicht zufrieden. Sie mussten schließlich ihre komplette Rente dem Heim überlassen, bekamen nur 40 Euro Taschengeld und das Sozialamt schaute trotzdem immer noch nach, ob bei ihren Kindern etwas zu holen war.
Bei schönem Wetter saßen alle 3 im Garten des Heimes auf ein Bank und erzählten aus ihrem Leben. Dabei kamen sie schnell darauf, dass keiner mit seiner Situation zufrieden war und keiner fühlte an seinem Schicksal eine eigene Schuld.
Ihr größter Fehler war, dass sie als Kind armer Eltern geboren wurden und nach Schule und Lehre genug zu kämpfen hatten, um sich und ihre Familien über Wasser zu halten. Nun, wo sie ihre staatsbürgerliche Pflicht erfüllt hatten, schob man sie ab und ließ sie mit ihrer Langeweile allein. So beginnt Knast statt Altersheim Teil 2.
Sie konnten sich nicht einmal besaufen, denn dazu fehlte das Geld. Zu Fussball, ins Kino zu gehen, oder sonst etwas kostenpflichtiges zu unterhemen, war praktisch unmöglich. Desto öfter sie zusammenkamen und je mehr sie diskutierten schien sich herauszustellen, dass es einzig und allein an Geld fehle. Mit genügend Geld könnte man sich eine gemeinsame Wohnung nehmen, eine Putzfrau oder Köchin einstellen, vielleicht sogar essen gehen, bessere Gesundheitsvorsorge bekäme man, usw. usw.
Heute kann man nicht mehr sagen, wer als erster den Vorschlag machte, man könne doch einfach eine Bank ausrauben, denn dort liege immer genug Geld, es werde nur falsch verteilt. Zunächst wiesen aber alle 3 den Gedanken weit von sich. Dann begannen sie zu vergleichen, was denn im Gefängnis anders sei, als ihre jetzige Situation.
Man suchte sich Jan aus, der ja seit seiner Werftzeit ziemlich unbekümmert in berüchtigte Hafenkneipen gehen konnte. Er solle sich bei einem der dort verkehrenden „Knastologen“ nach den Haftbedingungen im Zentralgefängnis erkundigen. Man legte sogar 10 Euro zusammen, damit er etwas Verzehrgeld mitnehmen konnte. Die anderen beiden würden bis zur nächsten Woche gespannt auf seinen Bericht warten. Ausserdem wollten sie nunmehr sicher gehen, dass sie unbeobachtet seien und beschlossen, sich zukünftig in der Wohnung vom Jan am Ende der Moltkestraße zu treffen.
Was meinen Sie, kann das gut gehen? Armateure in dem Alter? Übrigens hier ist die Geschichte losgegangen! und hier geht sie weiter!