Wenn ich eine Fremdsprache lernen will, oder lernen musste, haben mir immer Lieder und Gedichte dabei geholfen. Zuerst habe ich einfach die Worte stur auswendig gelernt und nach und nach dann die Grammatik und andere Feinheiten begriffen.Zugegeben: Deutschklub ist ein wenig hoch gegriffen.
Jedem, der die deutsche Sprache lernen möchte, empfehle ich diese Artikel ohne Anspruch auf irgend etwas und wenn Germanisten Fehler darin finden, bin ich für jeden Hinweis dankbar.
Heute das Gedicht von Matthias Claudius, was einmal als Kinderlied, dann als Wiegenlied, ja sogar als Volkslied oder Kirchenlied beschrieben wird. Hier der Text von ausgewählten 3 Versen.
1. Der Mond ist aufgegangen,
die goldnen Sternlein prangen
am Himmel hell und klar;
der Wald steht schwarz und schweiget,
und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar.
In einem einfachen Wörterbuch findet man wohl das Wort „aufgegangen“ nicht. Es ist die Vergangenheitsform von aufgehen. Wenn etwas mit der Tätigkeit „aufgehen“ fertig ist, dann ist es aufgegangen! – Dann erkennt man, dass das Eigenschaftswort im Deutschen in der Regel vor dem Hauptwort steht: „Die goldenen Sternlein prangen“. Goldnen sollte richtig „goldenen“ geschrieben werden, Claudius wollte aber das Versmaß beachten. Im Duden heißt die Eigenschaft „golden“, in der Mehrzahl dann halt „die goldenen“. Das Sternlein ist ein kleiner Stern, heute auch Sternchen genannt. Der Wald kann nur stehen und schweigen und in der Nacht beim Mondschein ist er schwarz. Der weiße Nebel, der aus den Wiesen (die Wiese, plural die Wiesen) steig(e)t ist nicht das Wunderbare, sondern das ganze beschriebene Bild ist wohl gemeint. In dieser Strophe gibt es diese Hauptworte: Der Mond, das Sternlein, der Himmel, der Wald, die Wiese, der Nebel und an Tätigkeitsworten – aufgehen, prangen, stehen, schweigen, steigen. Die Adjektive oder Eigenschaften sind – golden, hell, klar, schwarz, weiß, wunderbar. Eine Besonderheit ist „aufgegangen“.Das kann auch als Partizip verstanden werden. Dann finden wir noch das Hilfszeitwort sein. Der Mond ist aufgegangen…. Das müssen wir uns komplett einprägen: Ich bin, Du bist, er (sie, es) ist, wir sind, ihr seid, sie sind! Das ist genug für die erste Strophe.
3. Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen,
und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
die wir getrost belachen,
weil unsre Augen sie nicht sehn.
Da kommt also eine Frage bei der wir die kleine Grammatik aus dem ersten Vers wiederfinden – ich sehe, du siehst, er (sie, es) sieht, wir sehen, ihr seht, sie sehen. Bei der Frage stellt man das Tätigkeitswort oft vor das Hauptwort. Nur eine Hälfte des Mondes sieht man, weil die andere Hälfte im Schatten der Erde liegt. Wir wissen aber, dass er in ‚Wirklichkeit „rund und schön“ ist. Die Sachen sind einfach die Mehrzahl von einer Sache und weil ein Auge nicht reicht, hat man zwei Augen. Beim sehen hat Herr Claudius wieder ein e unterschlagen und so steht dort einfach „sehn“ statt sehen. Neben dem schon bekannten Mond haben wir hier die Sache, die Sachen und das Auge, die Augen als Hauptworte gefunden. Als Tätigkeiten hatten wir stehen schon in der ersten Abteilung, wo der Wald steht. Ich stehe, du stehtst, er (sie, es) steht, wir stehen, ihr steht, sie stehen. Ist alles ziemlich einfach. Ansonsten wird man wohl in jedem Wörterbuch die anderen Vokabeln finden. Das besitzanzeigende Fürwort unsre müsste „unsere“ geschrieben werden. Die Aufstellung lautet: Meine Augen (ich), deine Augen (du), seine Augen (er), ihre Augen (sie) seine Augen (es), unsere Augen (wir), eure Augen (ihr), ihre Augen (sie). Da kann man er, sie es nicht einfach gleichsetzen, sondern muss für die weibliche Form eine besondere Schreib- und Sprechweise lernen.
7. So legt euch denn, ihr Brüder,
in Gottes Namen nieder;
kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott! mit Strafen,
und laß uns ruhig schlafen!
Und unsern kranken Nachbar auch!
In diesem Vers fallen die Befehlsform und die rückbezüglichen Fürwörter auf. Die Brüder sollen sich niederlegen. Wenn man ihnen den Rat gibt, dann heißt es „legt euch nieder! In den nächsten Befehlen geht es um verschonen und lassen. Verschon uns, Gott und schließlich lass uns ruhig schlafen. Reflexiv Pronomen sollte man auch auswendig lernen: Ich mir oder mich. Du dir oder dich. Er, Sie, Es sich. Wir uns, Ihr Euch Sie sich. Hauptworte: Bruder, Brüder, Namen, Strafe, Strafen, Nachbar. Tätigkeiten: legen, verschonen, schlafen. Wenn man dies alles vertiefen will, sollte man in Suchmaschinen nach Deklination, Konjugation, Imperativ, Reflexive Pronomen suchen. Singular und Plural. Alle diese Dinge wird man gewohnt, wenn man das eine oder andere deutsche Gedicht auswendig lernt.
Wie man die deutsche Sprache auch zwerfleddern kann findet man in diesem Artikel!