Knast statt Altersheim (11)

Else, die immer noch grübelte, ob sie eventuell mit ihrer Schminkarbeit einem Verbrechen Vorschub geleistet hätte, beschloss, einen Versuchsballon in Sachen Aufklärung bezüglich der Opas starten zu lassen. In der Maske hat man ja schon mal Gelegenheit das eine oder andere Gespräch zu führen, besonders wenn die Frisur an der Reihe war,  und so erfuhr Else von dem Starlet Carmen Barkowitsch, dass deren neuer Freund bei einem Geldtransportunternehmen arbeite. Das war noch nicht die Sensation, aber…..

… Else erfuhr auch, dass der Panzerwagen des Geldinstitutes in der Winkelgasse auf dem Heldenplatz jeden Tag anhielt, Dann kamen 2 Kollegen im neutralen Wagen und luden das eingesammelte Geld aus, um es dann auf ein bestimmtes Konto einzuzahlen. Die Kollegen im Zivilwagen trügen keine Uniformen der Transportfirma und auch keine sichtbare Bewaffnung. Dies alles solle noch vor 10 Uhr 30 geschehen, damit die Einzahlung noch am gleichen Tag von der Bank gebucht werde.

Zunächst gab Else nichts auf das Geschnatter der jungen Kollegin, aber je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr reifte in ihr ein Gedanke. Als Carmen auch noch beschrieb, wie versteckt dieser besagte Heldenplatz liege, umgeben von hohen Mauern zweier Druckereigebäude, kaum von weitem einzusehen, kaum Publikumsverkehr, da reifte in ihr der Entschluss, die Opagang auf eine Probe zu stellen.  Augen Überall

Um den Wahrheitsgehalt von Carmens Ergüssen zu prüfen, spazierte sie an einem freien Werktag vormittags zu der Einfahrt vom Heldenplatz. Tatsächlich kam der Panzerwagen der Firma Herodot vorbei, kurze Zeit darauf ein PKW Kombi. Der PKW kam zurück und dann auch der Panzerwagen. Das ganze hatte kaum 12 Minuten gedauert. Nun ging Else auf den Heldenplatz und schaute sich um. Dicht belaubte Ahornbäume schienen eine Superdeckung nach oben zu gewährleisten, es gab nur eine Zufahrt und kein Mensch schien sich hierher zu verirren, denn es stand nur ein Kriegergedenkstein in der Mitte des Platzes mit einer kaum leserlichen Inschrift. Else hatte genug gesehen.

Nun musste sie nur noch den Werner, ihren früheren Kollegen anrufen, und beiläufig erwähnen, dass am Heldenplatz jede Menge Kohle umgeschichtet wurde. Wenn die 3 Freunde mit dem Baumarktraub zu tun hätten, dann würden sie sich diese Chance wohl nicht entgehen lassen. Seltsam schien ihr nur, dass keiner der drei auch nur einen roten Cent mehr ausgab als gewohnt. Waren die so diszipliniert oder hatten sie doch nichts mit dem Kriminalfall zu tun?
Augen überall Der Werner wusste zunächst nicht einmal, was er mit der Geschichte anfangen sollte. Da die Else das Ganze auch noch ein wenig ins Lächerliche gezogen hatte, maß er dem Ganzen wenig Bedeutung bei. Anders der Dieter. Als er die Sache hörte, grübelte er sofort über einen neuen Coup nach, denn das hatten die Freunde ausgerechnet, mit dem bisher erbeuteten Geld kämen sie nicht ohne weiteres bis an ihr Lebensende aus. Da bedurfte es schon midestens einer Verdoppelung und warum sollte man nicht noch einmal Glück haben? Schließlich teilte er seine Gedanken dem Jan mit und dann auch dem Werner bei einem unbeobachteten Augenblick im „Betreuten Wohnen“, wie sich einige Appartements im Altersheim inzwischen nannten. Dann kam man überein, man wollte nur mal den Fall ausarbeiten, also eine Art Manöver veranstalten, wie man es machen könne, wenn man es denn wollen würde.
Also diese Geschichte geht bestimmt noch weiter.

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